Die neue Gesinnungsschnüffelei in Merkels Lockdown-Staat

Hinter einem Kind ohne Mundschutz stecke oft eine psychisch auffällige Mutter, ist in einem Artikel des Newsportals Tag24 zu lesen. Und: Ärzten, die die Mundschutzpflicht öffentlich kritisieren, solle die Approbation entzogen werden.

Die Lockdown-Krise hat viele zu anderen Menschen gemacht. Die einen entdecken ihren mehr oder weniger tief verschütteten Drang zur Widerständigkeit gegen eine politische Elite, die ihr Führungsversagen mit übertriebenem Aktionismus zu verschleiern sucht. Wieder andere nörgeln, aber leise und treten die Flucht ins scheinbar Unvermeidliche an: Man könne ja doch nichts ausrichten gegen die da oben, heißt es dann. Und es gibt die Gruppe derjenigen, die in der zwangsweise durchgesetzten Käfighaltung und Maskierung der Bürger eine willkommene Gelegenheit sehen, ihren bislang nur heimlich gepflegten Hang zur Sozialkontrolle lustvoll auszuleben. Der Merkel-Lockdown ist die Stunde der Denunzianten und Blockwarte, denen die Medien zu allem Überfluß noch den roten Teppich ausrollen.

In dem Artikel kommt Prof. Wieland Keiss, seines Zeichens Direktor der Leipziger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, ausführlich zu Wort. Er habe kein Verständnis für die Erwachsenen, die gruppenweise auf der Straße Glühwein trinken. »Bei uns sterben Patienten auf der Corona-Station.« Junge Erwachsene haben sich jetzt zusammenzureißen, ereifert sich der Mann. Überhaupt gibt sich Weiss als glühender Verfechter der Mund-Nasen-Bedenkung zu erkennen. Selbst seine anderthalb- und dreijährigen Enkelinnen »fragen wie selbstverständlich nach der Maske«. Auch wenn Weihnachten in der Großfamilie ausfalle, sei doch immer ein Spaziergang mit der Tochter drin. »Aber mit Maske«. Bei soviel stramm-deutscher Nibelungentreue zur Krisensimulationspolitik kann man nur Mitleid für die Kinder und Enkel des Medizinprofessors empfinden.

Auch für widerständige Kollegen hat Prof. Weiss nichts als Verachtung übrig. Wer im Wartezimmer Plakate mit der Maske als Unterdrückungssymbol aufhänge, dem gehöre die Approbation entzogen, läßt Tag24 Herrn Professor wüten. Man fragt sich unwillkürlich, ob jemand, der so redet, überhaupt noch an den Morgen danach denkt. Wenn sich der Nebel der kollektiven Angstpsychose hebt, werden ehemalige Gesundheitseiferer wie Weiss ihren Kollegen wieder Augenhöhe begegnen müssen. Wie kann er den Ärzten, die er so bitter verdammt, jemals wieder in die Augen schauen? »Wir werden einander viel zu verzeihen haben«, drückte sich Jens Spahn einmal aus. Wie wahr!

Es wird eine Studie zitiert, für die Weiss 5000 Kinder und Jugendliche befragt hat, um frühzeitig psychische Auffälligkeiten und Depressionen zu erkennen. Die Binse, daß psychische Störungen von Eltern sich direkt negativ auf deren Kinder auswirken, wird nun zur Hintergrundfolie des erbitterten Streits von Eltern gegen die Zwangsmaskierung ihrer Kinder aufgeladen. Besorgte Mütter, die nach gesundheitlichen Risiken einer stundenlangen Atemblockade fragen, wird – mit wissenschaftlichen Weihen versehen – eine Angststörung angedichtet. Hinter jedem Kind ohne Mundschutz stecke eine psychisch auffällige Mutter, sekundiert Tag24 die Unterstellung des Kindermediziners. Lehrer dürften angesichts dieser Diagnose aufatmen, haben sie doch endlich das Instrument, renitente Eltern mit dem richtigen Etikett zu versehen und in der Schublade der »Corona-Leugner« verschwinden zu lassen.

Wer sich also in zehn oder fünfzehn Jahren etwas von der Stimmung in der Merkel-Gesundheitsautokratie vergegenwärtigen will, dem sei empfohlen, den Artikel des sächsischen Newsportals Tag24 zu sichern, auszudrucken und zu seinen privaten Akten zu legen. Denn dieser Text steht paradigmatisch für die bis ins Unerträgliche gesteigerte Atmosphäre der gegenseitigen Verdächtigungen und des berufsmäßigen Denunziantentums, die die ehemalige FDJ-Sekretärin Dr. Angela Merkel in ihrer nunmehr 15 Jahre dauernden Regierung aufgebaut hat.

Beitrag erschien zuerst auf www.freiwelt.net