OECD mag die klassische Familie nicht

Nach den Standards der OECD gelten Staaten dann als fortschrittlich, wenn möglichst viele Frauen in das Berufsleben einsteigen und möglichst wenig zu Hause bei ihren Kindern bleiben. Deutschland sei diesbezüglich rückständig.

Da staunten die Berliner nicht schlecht. In der Berliner Tageszeitung B.Z. vom 21. Februar strahlte ihnen vom Titelblatt eine große Zahl entgegen: 23 %.


Darunter stand geschrieben: „Mehr verdienen Frauen nicht“.


Frauen verdienen bei ihrer Arbeit nur ein Viertel so viel wie Männer? Natürlich nicht, denn sie arbeiten oft in Teilzeit oder bleiben als Mutter ein paar Jahre zu Hause. Weiter hieß es in der B.Z.: „Obwohl 69 Prozent der Mütter in Deutschland arbeiten, tragen sie weniger als ein Viertel zum Familieneinkommen bei.“


Der Artikel in der B.Z. bezieht sich auf eine Studie der OECD („Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“). Im Einklang mit der OECD bemängelte der Artikel die Situation in Deutschland, nach welcher 69 Prozent der Mütter erwerbstätig seien, davon aber nur 30 Prozent in Vollzeit. Dies, so wird kritisiert, sei unter den Verhältnissen, wie sie in skandinavischen Ländern gang und gäbe seien. Laut OECD ist dies ein Makel, denn „angesichts des demographischen Wandels bleiben so auch viele wirtschaftliche Potenziale ungenutzt.“


Was soll uns das sagen? Tatsache ist, dass viele Frauen ihre Lebensziele nicht nur im Berufsleben verwirklicht sehen. Sie wollen auch Zeit mit ihren Kindern verbringen. Diese Zeit ist vielen von ihnen wertvoller als Geld und berufliches Prestige, denn die Zeit mit den Kindern lässt sich später nicht zurückbringen. Daher nehmen sie Auszeit oder arbeiten in Teilzeit.


Für viele Familien ist die klassische Arbeitsteilung die einzige Möglichkeit, über die Runden zu kommen. Wenn der Mann als Fernfahrer, als Bauarbeiter auf Montage oder Geschäftsreisender viele Tage pro Monat von zu Hause weg ist, lässt sich das Familienleben und der Haushalt nicht anders regeln. Das gilt übrigens umgekehrt genauso.


Seit Jahrtausenden ist die Kernfamilie das Herzstück der Gesellschaft. Doch tagtäglich sehen wir uns dem Druck ausgesetzt, dieses Lebensmodell aufzugeben. Medien und Politik überhäufen uns mit familienfeindlicher Propaganda. Frauen, die es vorziehen, sich als Hausfrau und Mutter zu verwirklichen, geraten immer mehr unter Erklärungsdruck. Doch warum sollten sie sich für den ältesten Beruf aller Zeiten entschuldigen, nämlich die Sorge und Pflege der Kinder zu übernehmen?


Die OECD geht von der falschen Prämisse aus. Nicht die Familien sollten sich der Wirtschaft anpassen, sondern die Wirtschaft den Familien.

 

Artikel erschien zuerst auf freiewelt.net