»Die globale Elite will christlichen Völkern eine totalitäre religiöse Neutralität aufzuzwingen«

Angriffe auf Kirchen, körperliche Übergriffe und die schleichende Entrechtung von Christen: der Christenhass frisst sich durch die gesellschaftlichen Ebenen. Das ist (auch) ein Ergebnis des in den 60er Jahren begonnenen Marschs durch die Institutionen, sagt Sven von Storch im Interview.

Christenschutz: Herr von Storch, um unfassbare 70 Prozent soll der Haß auf Christen seit 2020 zugenommen haben. Das stellt ein OSZE Bericht fest. Und das nicht in Afghanistan und Somalia, sondern mitten in Europa.

Sven von Storch: Diese Bilanz stimmt mich in der Tat äußerst bitter. Von allen europäischen Ländern leben Christen in Frankreich und in Deutschland am gefährlichsten. Die Hauptursachen sehe ich in der christenfeindlichen Radikalisierung der Polit- wie Kultureliten und der von ihr mitbeförderten schleichenden Islamisierung unserer Gesellschaft. Beides geht Hand in Hand und führt zu einer stückweisen Entrechtung und Marginalisierung der Christen.

Christenschutz: Halten Sie diese Eliten für so stark, dass sie eine 2000-jährige Prägung unserer Geschichte einfach ausradieren können?

Sven von Storch: Nein, diese christlich-kulturelle Prägung gehört zu unserer DNA. Sie lässt sich genausowenig ausrotten wie beispielsweise die gesellschaftlichen Prägelinien durch das biologische Geschlecht. Nur Narren glauben, dass man innerhalb weniger Jahrzehnte etwas so Fundamentales auslöschen kann.

Gleichwohl ist keine Entwarnung angesagt. Linksliberale Ideologen geben in Wissenschaft, Kultur und Politik den Ton an. Sie besetzen alle relevanten Schlüsselpositionen und treiben von dort – unter dem Deckmantel einer angeblichen Religionsfreiheit und strikten Neutralität – die schleichende Entchristlichung unserer Gesellschaft voran. Direkt vor unseren Augen findet die umfassendste Säkularisierung seit Napoleon statt. Im Unterschied zum 19. Jahrhundert richtet sie sich jedoch nicht gegen die Kirche und deren Besitztümer. Jetzt zielt diese Säkularisierung auf uns Christen selbst. Doch der Versuch der globalen Eliten, christlich geprägten Völkern eine fast totalitär anmutende religiöse Neutralität aufzuzwingen, wird sich als katastrophaler Irrtum erweisen, der sich gegen sie selbst wenden wird.

Christenschutz: Sie sagen, dass die überall zu beobachtende Bedrohung der Meinungsfreiheit gleichzeitig eine Bedrohung des Christentums darstellt.

Sven von Storch: Ich meine das in dem Sinne, dass die Zensur ganz besonders radikal zuschlägt, wo entweder Christen das Wort erheben oder christliche Positionen geäußert werden. Die unerträgliche Situation für Christen an Universitäten und Hochschulen bildet diesen Befund wie durch ein Brennglas ab.  Meinungsfreiheit gibt es an Universitäten schon lange nicht mehr, ganz besonders schlimm wirkt sich das auf christliche Studenten wie christliche Studentengruppen aus.

Sie werden eingeschüchtert, ihnen werden Räume für Veranstaltungen verweigert, ihnen wird das universitäre Mitspracherecht beschnitten, sie dürfen keine Infomaterialien verteilen, nicht öffentlich für sich werben, sie werden niedergebrüllt bis hin zu körperlichen Übergriffen. Diese schlimme Entwicklung dürfte eigentlich niemanden überraschen: Der Kulturmarxismus hat an den Universitäten in den 60er Jahren offene Türen eingerannt und sich seitdem dort festgesetzt. Auf dem Campus und in den Hörsälen werden die jungen Menschen zu linken, christenfeindlichen Kadern herangezogen. Nach ihrem Abschluss streben sie überwiegend in den öffentlichen Kultur-, Medien- und Politikbereich, wo sie inzwischen alle relevanten Positionen schon seit Generationen besetzen. Es ist ein schier undurchdringlicher linker Filz. Nach fünf Jahrzehnten wandelt er sich nun zur offenen Bedrohung für unseren Verfassungsstaat.

Christenschutz: Immer mehr Menschen wenden sich von der Kirche ab. Zuletzt schockte die katholische Bischofskonferenz mit riesigen Austrittszahlen. Womit kann das Christentum heute noch überzeugen?

Sven von Storch: Erst muss sich der Mensch ihm öffnen. Wer das Christentum sucht, wer Jesus Christus sucht, wird die Antworten für die drängendsten Fragen des Lebens finden. Viele Bürger sind bereits Christen im Herzen. Denn christlich sein, heißt nach der Wahrheit zu streben; in Sorge um die nächste Generation. Christlich sein heißt, nicht nur an das eigene Leben hier auf Erden zu denken, sondern auch an das nächste Leben. Christlich sein heißt in den ehelichen, beruflichen, und familiären Pflichten keine Bürde, sondern eine Verwirklichung zu erkennen. Christentum heißt gelingendes Leben in Verantwortung.

Christentum heißt aber auch streiten, für das Gute kämpfen. Seit jeher versteht sich das Christentum als »Ecclesia militans«, als streitende Kirche. Dieses Bewusstsein müssen wir schaffen, wieder zu reaktivieren. Denn für die die Wahrheit lohnt es sich immer zu kämpfen.

Christenschutz: Herr von Storch, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Beitrag erschien zuerst auf www.freiwelt.net